In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli wurden Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen von katastrophalen Hochwassern heimgesucht, die ganze Regionen verwüsteten. Schnelle Hilfe war gefragt – die auch aus vielen Teilen Deutschlands kam. Im Streutal kümmerte sich der Bauunternehmer Julian Lörzel unmittelbar nach der Katastrophe um die Organisation eines Hilfstransportes und die Einrichtung eines Spendenkontos.
„Weil du umgehend gehandelt und Hilfe für die Flutgebiete organisiert hast, erhältst du von uns die Auszeichnung ‚Streutaler des Jahres 2021’ – natürlich auch stellvertretend für alle Helfer aus unserer Heimat“, so die Geschäftsführer des Streutal-Journals, Andreas Will und Ralph Rautenberg, bei der Übergabe der Trophäe. „Ich möchte den Dank weitergeben an alle, die mit angepackt haben – ohne sie wäre die Aktion nicht möglich gewesen“, betonte Julian Lörzel bescheiden. „Es hat einfach jemanden gebraucht, der das Ganze koordiniert.”
Direkt am ersten Wochenende nach der Katastrophe startete die Hilfsaktion. Über die sozialen Netzwerke wurden die Rhön-Grabfelder aufgerufen, Sachspenden im Ostheimer Bauhof abzugeben. Unzählige Bürger folgten dem Aufruf, so dass mit insgesamt drei vollbeladenen Lkw in Richtung Ahrtal gestartet werden konnte. Der Plan war, die Hilfsgüter in einen zentral gelegenen, vom Unglück verschonten Ort zu bringen. Von dort sollte die Güterverteilung in die betroffenen Gemeinden erfolgen. Über eine Bekannte von Lörzels Werkstattmeister Thomas Orf, die in der Nähe des Ahrtals wohnt, konnte mit Nettersheim, gut 30 km von Bad Neuenahr entfernt, Kontakt aufgenommen und alles Weitere besprochen werden.
Um 1.00 Uhr nachts machten sich die Streutaler auf den Weg, gegen 7.00 Uhr morgens erreichten sie die Region Trier, wo sie bereits von der Nettersheimer Feuerwehr erwartet wurden. Von der Autobahnabfahrt eskortierten die Floriansjünger den Hilfskonvoi durch das Katastrophengebiet. „So etwas habe ich noch nie gesehen, es sah aus wie nach dem 2. Weltkrieg“, so Julian Lörzel. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe sei im Fernsehen gar nicht erkennbar gewesen: „Das war, als folgst du von Fladungen nach Bad Königshofen einer einzigen Spur der Verwüstung.“
Gefreut hat sich Julian Lörzel über die gut organisierte Hilfe vor Ort. Mit Gabelstaplern, Hubwagen und Rollis wurden die Lkw entladen. Größere Maschinen bekamen Aufkleber, um sie den Eigentümern wieder zuordnen zu können. Zudem gab es ein üppiges Frühstück. Am Abend gegen 19.00 Uhr kam der Streutal-Hilfstrupp wieder in der Heimat an, wo man als Belohnung von Nicole Seemann, Betreiberin des Schwimmbad-Kiosks in Mellrichstadt, zu einer Mahlzeit eingeladen wurden.
In den Tagen nach der Hilfsaktion kamen immer wieder Bürger und Unternehmer auf Julian Lörzel zu, die ebenfalls gerne helfen wollten. Deshalb initiierte er in Zusammenarbeit mit der Stadt Ostheim ein Spendenkonto, auf dem mittlerweile 65.000 Euro zusammengekommen sind. „Jetzt müssen wir einen Ansatz finden, wie das Geld verteilt wird.“ Die Spenden sollen nicht in einem großen Spendentopf landen, sondern gezielt bei Betroffenen, die die Hilfe benötigen, ankommen.
Zum Abschluss bedankte sich Julian Lörzel noch einmal herzlich bei allen Helfern und Spendern, unter ihnen Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer, der sich „top gekümmert“ habe, die Unternehmer Johannes Büttner und Toni Graßmann, die jeweils einen Lkw zur Verfügung stellten, und Steuerberaterin Susanne Blum, die in puncto Spendenquittungen für das Spendenkonto beratend zur Seite stand.
David Hauck
Lobende Erwähnung
Viele Menschen aus dem Streutal haben sich durch ihren selbstlosen Einsatz als Fluthelfer verdient gemacht, was auch Preisträger Julian Lörzel in unserem Gespräch betonte. Ihnen gebührt deshalb unsere lobende Erwähnung in Ergänzung zum „Streutaler des Jahres 2021”. Ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.
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